Die Plattformstrategie eines ERP-Anbieters ist stark abhängig von den Fähigkeiten, Ressourcen und finanziellen Möglichkeiten, selbst als Plattformanbieter agieren zu können. Alternativ können ERP-Unternehmen die eigenen Lösungen in unterschiedlichen Konstellationen auf fremden Plattformen anbieten. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Plattformtypen und -betreiber sowie der Anforderungen des Marktes sind multiple Strategien notwendig. Es gibt unterschiedlich ausgeprägte Plattformen, die für ERP-Anbieter relevant sein können:
- Plattformen reiner Intermediäre (z. B. Amazon Web Services, Google Platform)
- Plattformen von Technologie und Softwareanbietern (z. B. Bluemix, thinkworx, Salesforce)
- Plattformen von ERP-Anbietern (z. B. SAP Cloud Platform, Microsoft Azure)
- Industrie- und Handelsplattformen (z. B. Bosch IoT, Siemens Mindsphere)
- Branchenplattformen (z. B. Axoom, Adamos)
Unternehmen, die eine eigene Plattform betreiben möchten, stehen einer ganzen Reihe von Herausforderungen gegenüber. Zunächst einmal muss das bisherige Geschäftsmodell an Services aus der Cloud angepasst werden. Die Hersteller sind gefordert, ein plattformübergreifendes Ökosystem – bestehend aus Lieferanten, Entwicklern und Partnern – zu etablieren und dieses kontinuierlich auszubauen. In diesem Zusammenhang gilt es außerdem, Entwicklungswerkzeuge und Plattform-Management für das Ökosystem offen zu legen. Und schließlich gehören klassische Marketingmaßnahmen, wie das Promoten der eigenen Lösungen, sowie das kontinuierliche Senken der Transaktionskosten und die finanzielle Partizipation an allen Plattformleistungen zu den Aufgaben der Betreiber.
Unternehmen, die keine eigene Plattform aufbauen wollen, sondern stattdessen Teil einer bestehenden werden möchten, sollten idealerweise schrittweise vorgehen:
- Phase – Ausweitung des eigenen Angebots
Zunächst einmal gilt es, einen oder mehrere geeignete Plattformbetreiber auszuwählen. Dabei sollten sowohl die Möglichkeiten, eigene Services als Cloud-Services auf der Plattform anzubieten, als auch die Nutzung von IaaS-Leistungen der Plattformbetreiber eine Rolle spielen. Viele ERP-Anbieter greifen zudem auf ergänzende Dienste des Betreibers wie KI, IoT oder Business Intelligence-Lösungen zu und integrieren diese in ihr eigenes Angebot. Alternativ lassen sich mit Hilfe von SDK auch eigene Services und Branchen-Templates entwickeln. - Phase – Eigenes Angebot »plattform-fähig« machen
Ist die Entscheidung für einen oder mehrere Anbieter gefallen, gilt es, die eigenen ERP-Services plattformfähig zu machen. Dazu muss das Angebot modularisiert und von einem Lizenzmodell auf Subscription Services umgestellt werden. - Phase – Plattform als Vertriebskanal nutzen
Um eine möglichst hohe Marktdurchdringung zu erreichen, sollten ERP-Unternehmen ihre Kernanwendungen und Microservices auf verschiedenen Plattformen – unter anderem auch auf branchenspezifischen – anbieten und entsprechend vermarkten.